Während seiner Dienstzeit bei der Bundeswehr hat Sean Anderson gelernt, dass Details über Erfolg oder Misslingen einer Mission entscheiden können. Und deshalb überlässt er auch als neuer Ehrenamtskoordinator beim DRK-Kreisverband nichts dem Zufall. Notizen und Telefonnummern verteilen sich über Schreibtisch und Monitorbild im Büro am Oberen Ehmschen. Der Rellinger will das Ehrenamt beim DRK in eine neue Zeit überführen, es einfacher, flexibler und digital zugänglicher gestalten.
Die Motivation hinter dem Engagement
Sein Studium der Kulturwissenschaften in Greifswald, abgeschlossen mit einem Master, kommt ihm bei Konzeption und Kommunikation von Veranstaltungen zugute: Interkulturelle Sensibilität, integratives Miteinander und Wertschätzung sind seine Leitmotive.
"Mein Wunsch ist es, zur Gesellschaft mehr beizutragen, als dass mein Arbeitgeber Unternehmensgewinne verbucht", erklärt der 32-Jährige, der schon in der Familie gute Erfahrungen mit dem DRK gemacht hat: „Ich schätze zum Beispiel die Seniorenbetreuung. Nachdem mein Opa verstorben ist, wäre meine Oma sehr allein gewesen, ohne den Kaffeeklatsch oder den Spielenachmittag beim DRK. Dort hat sie neue Freundinnen gefunden.“ Dass sie weiter zuhause wohnen konnte, hätten Fahrdienste und Einkaufshilfen möglich gemacht, kurz: freiwillige Helfer*innen. Ehrenamtliche, wie Sean Anderson sie jetzt als Koordinator fürs Rote Kreuz gewinnen will. Und hierbei werden Onlinemedien immer wichtiger.
Digitale Brücke zum zeitgemäßen Ehrenamt
"Unser Ziel ist ein zukunftsfähiges Ehrenamt. Um die Menschen zu erreichen, müssen wir digitaler denken", stellt Sean Anderson nüchtern fest. Er ist sich bewusst, dass die Digitalisierung Anstrengungen mit sich bringt, hat aber den Gewinn klar vor Augen: "Wir erreichen dadurch eine neue Generation von Freiwilligen und können unsere Prozesse effizienter gestalten" Deswegen wollen die beiden Koordinatoren DRK-Ortsvereinen helfen, ihre Online-Präsenz zu verbessern, ihnen zeigen, was jüngere Zielgruppen anspricht. Es gehe ihm nicht darum, stellt Sean Anderson klar, Bewährtes über Bord zu werfen, sondern darum, es strategisch sinnvoll um neue Möglichkeiten zu ergänzen.
Als pragmatischer Idealist steht Sean Anderson für eine neue Generation im Ehrenamt, die aktuell viel Gegensätzliches unter einen Hut bringen muss: persönliche Entwicklung und nachhaltiges Handeln. Schwindendes Vereinsleben und die Sehnsucht nach Gemeinschaft. Die Notwendigkeit, digital auf dem Laufenden zu bleiben und eine Work-Life-Balance, bei der nichts zu kurz kommt. Das Gefühl der Überforderung durch eine Vielzahl von Krisen und der Wunsch, im Hier und Jetzt etwas zu bewegen. Keine kleine Aufgabe. Das Ehrenamt, da ist der neue Koordinator sich sicher, wird ein Teil der Lösung sein.