„Das Wetter ist hier nicht schön“, sagt Thuan Vu mit gequältem Lächeln, „es ist viel Regen“. In seiner Heimat Vietnam fällt gerade deutlich weniger Wasser vom Himmel, und die Temperaturen bewegen sich um die 32 Grad Celsius. Aber Thuan Vu will lernen, in den kommenden zwei Jahren mit dem rauen norddeutschen Klima umzugehen. Denn in dieser Zeit macht der 24-Jährige eine Altenpflegeausbildung an der neuen DRK-Pflegeschule in Kaltenkirchen. Diese öffnete am Dienstag als vierter Ausbildungsstandort des Deutschen Roten Kreuzes in Schleswig-Holstein die Türen für 15 Schüler – sieben von ihnen aus Vietnam.
Bevor der Unterricht startete, stießen Anette Langner (Vorstand DRK-Landesverband), Stefan Gerke (Vorstand DRK-Kreisverband Segeberg), Hanno Krause (Bürgermeister der Stadt Kaltenkirchen) und die frisch gebackene Schulleiterin Theresa Junghölter mit den Schülern und alkoholfreiem Sekt an. „Wir als DRK Schleswig-Holstein sind stolz darauf, diese neue Pflegeschule zu eröffnen“, betonte Anette Langner. „Das Thema Pflege wird in den nächsten Jahren eine Herausforderung sein, der wir uns mit diesem weiteren starken Standort stellen wollen.“ Den Pflegeschülern wünschte Langner, „dass Sie sich hier wohl fühlen und das Berufsbild Ihre Erwartungen erfüllt“. Kaltenkirchens Bürgermeister Hanno Krause würdigte das hohe Maß an Verantwortung und die besondere Eignung der künftigen Altenpfleger, „die nötig ist für den hautnahen Kontakt mit Menschen“.
Voller Tatendrang blickt Theresa Junghölter als Leiterin der neuen Pflegeschule in die Zukunft: „Das ist für mich sehr aufregend“, sagte die 27-Jährige, „aber ich fühle mich sehr wohl hier und freue mich auf die anstehenden Aufgaben“. Die Pflegeschule Kaltenkirchen startet in diesem Jahr mit einem Kurs à 15 Schüler. „Das ist ein verkürzter Altenpflegekurs, der zwei statt drei Jahre dauert“, erklärte Theresa Junghölter. Denn alle Schüler verfügen bereits über eine Altenpflegerhelfer- oder eine gleichwertige Ausbildung. Theresa Junghölter unterstützen künftig eine weitere Lehrkraft sowie nach Bedarf externe Dozenten.
Schülerin Bianca Kasseja (34) möchte in den kommenden zwei Jahren vor allem viel dazulernen: „Ich arbeite seit 18 Jahren beim DRK und will meine Qualifikation verbessern.“ Auf dem Platz neben ihr sitzt Bianca Kassejas Schwägerin Jasmin Schulze: „Ich bin hier, weil ich Neues dazulernen und mich später palliativ weiterbilden möchte“, sagte die 34-Jährige. Die Altenpflegeausbildung sieht Schulze als Chance, irgendwann im Bereich Palliativmedizin oder im Hospiz arbeiten zu können. Thuan Vu sieht in seiner Ausbildung in Kaltenkirchen große Chancen auf dem Arbeitsmarkt. Ob er nach seinem Abschluss in seine Heimat zurückgeht oder in Deutschland Fuß fassen möchte - „darüber denke ich noch nicht nach“, sagte der 24-Jährige lächelnd. „Ich möchte hier Freunde kennenlernen“. Aber auch sein Deutsch will er verbessern. An das Wetter werden sich Thuan Vu und die sechs übrigen vietnamesischen Schüler wohl noch gewöhnen müssen. Aber spätestens im Frühjahr scheint die Sonne ja wieder über Kaltenkirchen.