Der heute veröffentlichte „Ländermonitor Frühkindliche Bildungssysteme“ der Bertelsmann Stiftung zeigt, wie alarmierend die Situation in vielen Kitas nach wie vor auch in Schleswig-Holstein ist. Besonders die sinkende Fachkraftquote stellt eine zentrale Herausforderung dar.
In Schleswig-Holstein liegt der Anteil von Fachkräften über einen mindestens fachlich einschlägigen Fachschulabschluss 2023 bei lediglich 46 Prozent und damit weit unter dem langfristig angestrebten Ziel von 85 Prozent – das erreicht aktuell nur jede fünfte Kita in SH. Dennoch hat die derzeitige Kita-Reform im Gegensatz zu 2017 einen kleinen Anstieg bewirkt. Bundesweit verschärft sich die Lage zusätzlich durch einen steigenden Einsatz von Personal mit geringeren Qualifikationen – eine Entwicklung, die langfristig den Bildungs- und Erziehungsauftrag gefährdet.
„Die Ergebnisse verdeutlichen, dass Schleswig-Holstein noch erheblichen Ausbaubedarf hat. Gute frühkindliche Bildung braucht professionell ausgebildetes Personal und stabile Rahmenbedingungen“, betont Anette Langner, Sprecherin des Vorstandes des DRK-Landesverbands. Mit der aktuellen Fachkräfte-Stärkungsstrategie des Landes werden jedoch vorrangig kurzfristige Lücken gefüllt, ohne die Fachkraftquote nachhaltig zu verbessern.
Der Bericht der Bertelsmann-Stiftung unterstreicht den Zusammenhang zwischen Personalausfällen, Überlastung und dem erhöhten Abwanderungsrisiko, insbesondere bei jungen Fachkräften. Notwendig sind daher:
- Ausreichende Vertretungskräfte, um Ausfälle abzufedern.
- Gezielte modulare Weiterbildungsangebote für helfende Hände und Quereinsteigende.
- Professionelle Begleitung, Anleitung und Mentoring in den Teams.
Das DRK fordert, diese Punkte rasch umzusetzen, damit Kitas in Schleswig-Holstein den Herausforderungen gewachsen sind und allen Kindern faire Bildungschancen bieten können.
Das DRK betont außerdem, dass die aktuelle Kita-Reform zwar an einem Betreuungsschlüssel von 2,0 Fachkräften pro Gruppe festhält, jedoch mit nicht professionellen Kräften anteilig besetzt werden kann. Der Einsatz von nicht ausreichend qualifiziertem Personal kann zwar kurzfristig Personallücken schließen, gefährdet jedoch die Qualität der frühkindlichen Bildung und Betreuung. „Kommunikation, Interaktion und eine wertschätzende Haltung gegenüber Kindern basieren auf einer professionellen Ausbildung. Der Qualitätsverlust in Kitas ist ein Risiko, das wir uns nicht leisten können“, so Anette Langner.
Schleswig-Holstein steht vor der Aufgabe, strukturelle Maßnahmen schneller voranzutreiben. Dazu gehören die Einführung eines modularen Weiterbildungssystems für Quereinsteigende und gezielte Informationskampagnen, etwa zur Nutzung von Fördermöglichkeiten wie dem Aufstiegs-BAföG. „Eine nachhaltige Personalstrategie erfordert auch die Berücksichtigung der realen Arbeitsbedingungen. Regelmäßige Krankentage und Ausfallzeiten müssen bei der Personalplanung realistisch eingerechnet werden“, fordert das DRK. Nur mit diesen Maßnahmen wird es möglich sein, die Fachkraftquote zu erhöhen und gleichzeitig die Belastung des bestehenden Personals zu reduzieren.