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Kiel, 05.05.2023
Das Kita-Reform-Gesetz des Landes reicht in keinster Weise aus, um die Qualität in den Kindertageseinrichtungen zu sichern und gefährdet damit Bildungschancen. Das ergab eine Blitzumfrage unter den Kindertageseinrichtungen des Deutschen Roten Kreuzes in Schleswig-Holstein. Von den insgesamt 103 Kitas des DRK beteiligten sich 70. Die Einrichtungen wurden sowohl zu einzelnen Maßnahmen des Landes in der Kita-Reform befragt als auch dazu, welche Maßnahmen sie als hilfreich für eine Sicherung der Qualität und Chancengleichheit in den Kitas erachten. Im Kern beurteilten die befragten Kitas dabei die vom Land geplanten Maßnahmen als unzureichend und forderten insbesondere eine Erhöhung der Ausfallzeiten, die Erhöhung der Fachkraft-Kind-Relation, eine attraktivere Vergütung, zusätzliche „Helfende Hände“ für alle Kitas sowie eine Reduzierung der Öffnungszeit. „Die Landesregierung muss ihre Reform erheblich nachbessern, wenn sie nicht wissentlich die Bildungs- und Teilhabechancen sowie das Kindeswohl unserer Jüngsten gefährden möchte“, erklärte die Sprecherin des DRK-Landesvorstandes, Anette Langner.
Die Umfrageergebnisse im Einzelnen:
Sozialpädagogische Assistenz (SPA) von Zweit- zur Erstkraft in der Gruppe:
52% der befragten Einrichtungen gaben an, dass eine Gruppenleitungsqualifizierung einer SPA von Zweit- zur Erstkraft eine kurzfristige erste Maßnahme zur Fachkräftebindung sei. 38% meinten allerdings, dass attraktive Weiterqualifizierungsmaßnahmen von der SPA zur Erzieher*in sinnvoller wären.
Berufsfremder Quereinstieg:
61% der Kita-Leitungen gaben an, dass unter diesen Bedingungen ein berufsfremder Quereinstieg keine kurzfristige erste Maßnahme zur Fachkräftegewinnung sei. Es braucht weitere wichtige Faktoren, damit der Quereinstieg für alle Beteiligten ein Gewinn sein kann. 22% sehen berufsfremde Quereinsteigende nach den Vorgaben der Formulierungshilfe und den Rahmenbedingungen als einzusetzende Zweitkräfte an.
Tragen die vom Land geplanten Maßnahmen zur kurzfristigen Bindung und Gewinnung von Fachkräften bei?
67% der Kita-Leitungen bewerten diese Maßnahmen als kritisch, um kurzfristig Fachkräfte zu gewinnen und zu binden. 16 % bewerten die kurzfristigen Maßnahmen eher positiver, wobei davon nur 3% absolute Fürsprecher*innen sind. 17% hingegen sind unschlüssig.
Welche Maßnahmen erachten Leitungskräfte als relevant, um Fachkräfte zu binden und zu gewinnen?
Am häufigsten wurde die Erhöhung der Ausfallzeiten benannt. Derzeit liegen diese bei 15 Tagen. Danach folgten die Erhöhung der Leitungsfreistellung bei kleinen Einrichtungen, Verwaltungskraft für Leitungen sowie SQKM hinterlegte Leitungsausfallzeiten (derzeit gibt es keine)
Nachbesserungsforderungen der Kitas
Zudem forderten die Kitas in der Blitzumfrage folgende zusätzliche Maßnahmen: eine Erhöhung der Fachkraft-Kind-Relation, eine stärkere Akquise von Fachkräften im Ruhestand, eine attraktivere Vergütungen, zusätzliche „Helfende Hände“ für alle Kitas, eine Förderung dualer Studiengänge sowie eine Reduzierung der Öffnungszeit. Es wurde auch angemerkt, dass die Weiterqualifizierung der SPA zur Erstkraft als Gruppenleitung lediglich eine Verschiebung von Personal sei – es fehle weiterhin an professionellen Zweitkräften.
Wie bewerten Sie die Maßnahmen zur Sicherung und Umsetzung der Trias (Erziehung, Bildung und Betreuung)?
64,71 % sehen die Trias durch die Landesmaßnahmen nicht gesichert und sehen den Auftrag stark auf Betreuung reduziert. 20,59% sind sich unschlüssig, bewerten die Situation im Mittelfeld. 14,7% bewerten die Situation so, dass annähernd die Trias dadurch gesichert werden könnte, wobei lediglich 1,5% die Trias absolut gesichert sehen.
Welche Maßnahmen sind dringend notwendig, um die Trias und das Fördergesetz umsetzen zu können?
Am häufigsten wurde die Reformierung der Ausbildung in Verbindung mit einer Ausbildungsvergütung genannt. Eine engere Verzahnung von Lernort und Praxis sei notwendig. Als weitere wesentliche Maßnahme wurde die Erhöhung der Verfügungszeit für die pädagogischen Fachkräfte genannt. Die Praxis benötigt eine Erhöhung und Finanzierung der Fachberatungsstunden. Ferner wurden durchlässige Weiterqualifizierungen in Verbindung mit Fachkarrieren als relevant angesehen. Zudem sind zusätzliche Ressourcen - wie zum Beispiel eine bessere IT - notwendig, um Fort- und Weiterbildungen überhaupt wahrnehmen zu können.
In Schleswig-Holstein sind derzeit 103 Kitas, 5 institutionalisierte Kindertagespflegeeinrichtungen und 4 Familienzentren in Trägerschaft des DRK. Der DRK-Landesverband Schleswig-Holstein e.V. vertritt die Interessen der Träger, Mitarbeitenden und der Kinder im Sinne der Spitzenverbandsvertretung. Als Wohlfahrtsorganisation setzt er sich unter anderem für den Erhalt der Strukturqualität, der Profession, des Bildungsauftrags, das Kindeswohl und die Teilhabechancen für alle Kinder in den Kitas ein.