Kiel, 29.12.2009
„Kampf dem Schneechaos“, so titelten die schleswig-holsteinischen Regionalseiten des Rotkreuz-Verbandsmagazins „die gute tat“, Ausgabe 1/1979.
Rund 1000 Rotkreuzler waren unter den bis zu 25.000 Helfern der Bundeswehr, des THW, der Feuerwehren und anderer Hilfsorganisationen, die zum Jahreswechsel 1978/1979 dringend benötigte Hilfe leisteten.
Weitgehend auf sich selbst gestellt, es war kein Durchkommen auf den Strassen, waren es vor allem betreuungsdienstliche Aufgaben, die die Rotkreuzhelfer lösen mussten.
Passagieren in stehen gebliebenen Bundesbahnzügen wurden Decken und heiße Getränke gebracht. Teilweise mussten sie in eigens errichteten Notunterkünften untergebracht werden. Dann war für Vollverpflegung zu sorgen. Kindernahrung, Babywindeln, Medikamente, alles musste beschafft werden. Dabei war der Bewegungsradius eng begrenzt. Überall Schnee, alle Straßen dicht, selbst die Bundeswehrpanzer blieben stecken.
Einfallsreichtum und Improvisationstalent waren da gefragt: Im Kreis Rendsburg-Eckernförde besorgten Rotkreuzhelfer einem seit vier Tagen von der Außenwelt abgeschlossenen Mann ein dringend benötigtes Medikament. Sie arbeiteten sich auf Skiern zu dem von Schneemassen Eingeschlossenen vor. Mit Hilfe eines Traktors gelang es im gleichen Kreis in Kooperation mit Feuerwehrkameraden, einen an Blinddarmentzündung erkrankten Jungen ins Krankenhaus zu bringen.
Im Kreis Schleswig-Flensburg blieben Autofahrer für Stunden auf der Autobahn liegen. Nichts ging mehr. Eine gefährliche Situation. Es drohte der Kältetod. Rotkreuzhelfer versorgten die Eingeschneiten mit warmer Verpflegung und organisierten Notunterkünfte.
Der Rotkreuzsuchdienst wurde aktiv. Der Verbleib Evakuierter wurde registriert, Suchmeldungen wurden aufgenommen und Auskünfte an besorgte Angehörige erteilt. Am Dienstag nach Neujahr war für die meisten Helfer der Einsatz vorbei. Nur im Kreis Ostholstein und im nördlichen Landesteil bestand weiter Katastrophenalarm.