Kiel, 29.10.2010
Nach einem bewegten Leben starb am 30. Oktober 1910, also vor genau 100 Jahren, der Gründungsvater des Roten Kreuzes, Henry Dunant, in Heiden am Bodensee. Die Internationale Rotkreuz- und Rothalbmondbewegung geht auf diesen Visionär zurück.
Tief beeindruckt von den Kriegsgräueln, die er als Reisender am 24. Juni 1859 auf einem Schlachtfeld in der Nähe des oberitalienischen Solferino erlebte, mobilisierte er spontan Hilfe. Im Eigenverlag brachte er drei Jahre später seine „Erinnerungen an Solferino“ heraus. Das an einflussreiche Personen in ganz Europa verteilte Buch war nicht nur ein schonungsloser Bericht über die Ereignisse in Solferino.
Dunant entwickelte darin vor allem auch Vorschläge zur Gründung von freiwilligen Hilfsgesellschaften sowie zum Schutz und zur Versorgung von Verwundeten und Kranken im Krieg. Dunant argumentierte überzeugend und fand viele Mitstreiter. Bereits im August 1864 unterzeichneten 12 Staaten die erste Genfer Konvention zur Verbesserung des Loses der verwundeten Soldaten im Feld. Sie geht auf Forderungen aus Dunants Buch zurück.
Wegen seines ehrenamtlichen sozialen Engagements vernachlässigte Dunant seine Geschäfte als Kaufmann. Er wurde wegen betrügerischen Bankrotts verurteilt. Sein Ruf war damit so beschädigt, dass man ihn aus dem Internationalen Komitee vom Roten Kreuz ausschloss. Es folgten Jahre der Entbehrung.
Späte Anerkennung erfuhr er im Jahre 1901. Damals wurde ihm als Erstem der Friedensnobelpreis verliehen. Als Dunant am 30. Oktober 1910 starb, gab es bereits 37 nationale Rotkreuzgesellschaften. Seine Visionen waren Wirklichkeit geworden. Heute arbeiten weltweit 186 Rotkreuzgesellschaften.