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Digitalisierung als Schüssel zu einem selbstbestimmten Leben im Alter?

Die Digitalisierung wird Pflegekräfte in Zukunft entlasten und so Bürgerinnen und Bürgern dabei helfen, im Alter selbstbestimmt zu wohnen. Das ist eine der Erkenntnisse des ersten Parlamentarischen Abends des DRK-Landesverbandes am Donnerstag in Kiel. In Vorträgen und einer Podiumsdiskussion stellten sich Expertinnen und Experten im Landeshaus der Frage, wie der Wunsch vieler Menschen verwirklicht werden kann, auch im hohen Alter in den eigenen vier Wänden zu leben. Eingeladen hatte der DRK-Landesverband - unter den rund 80 Teilnehmern der Veranstaltung waren neben Sozialminister Dr. Heiner Garg zahlreiche Landtagsabgeordnete sowie die Experten der Podiumsdiskussion Dr. Ulf Kämpfer, Oberbürgermeister der Stadt Kiel, Thomas Losse-Müller, Digitalisierungsexperte und Partner bei Ernst & Young, Dr. Ulrik Schlenz, Vorstand der Wankendorfer Baugenossenschaft für Schleswig-Holstein, Helene Böhm und Frank Druska von der Gesobau AG Berlin sowie Gastgeberin Anette Langner, Sprecherin des Vorstandes des DRK-Landesverbands Schleswig-Holstein.

 

In Ihrer Begrüßung betonte Anette Langner, dass das DRK Schleswig-Holstein sich als eine der größten Institutionen des Landes künftig noch stärker in Debatten einbringen werde, die den sozialen Zusammenhalt in der Gesellschaft und das tägliche Leben der Menschen betreffen. „Selbstbestimmtes Wohnen im Alter und qualitativ gute Pflege sind eine der wichtigsten Herausforderungen unserer Zeit“, unterstrich Langner. Angesichts der drohenden Lücke von bundesweit 400.000 Pflegefachkräften im Jahr 2030 und der Tatsache, dass es nicht nur an bezahlbarem Wohnraum insgesamt, sondern speziell auch an altersgerechten Wohnungen fehle, gehöre das Thema bei Politik, Sozialinstitutionen und Wohnungswirtschaft ganz oben auf die Tagesordnung. Der Minister für Soziales, Gesundheit, Jugend, Familie und Senioren des Landes Schleswig-Holstein, Dr. Heiner Garg, verwies in seinem Grußwort für die Landesregierung darauf, dass technischer Fortschritt „selbstverständlich dabei helfen wird, diese Fragen und Probleme besser zu lösen, aber in der Pflege muss der Mensch auch weiterhin im Mittelpunkt stehen“. Denn Digitalisierung berge auch die Gefahr der Entmenschlichung und könne Empathie und Fürsorge nicht ersetzen, so Dr. Garg.

 

Der Impulsvortrag von Helene Böhm und Frank Druska von der Berliner Gesobau AG machte deutlich: Die altersgerechte Nachrüstung von bestehenden Wohnungen ist auch mit Hilfe digitaler Technik möglich, aber auch sehr aufwändig und teuer. „Das Wichtigste bei der Entwicklung von Quartieren mit Blick auf seniorengerechtes Wohnen ist aber die Vernetzung der unterschiedlichen Akteure“, so Böhm. Dies war auch eine der zentralen Botschaften der anschließenden Podiumsdiskussion. Dr. Ulf Kämpfer wies darauf hin, wie unterschiedlich der Entwicklungsstand in einer Großstadt wie Kiel sei und dass es selbst mit der Unterstützung durch Digitalisierung eine „Generationenaufgabe ist, selbstbestimmtes Wohnen und qualitativ gute Pflege im Alter zu vereinen“. Digitalisierungsexperte Thomas Losse-Müller sagte, die fortschreitende Entwicklung von vernetzten Plattformen werde es Menschen künftig ermöglichen, beispielsweise ihre Pflegedienstleistungen individuell vom iPad zu buchen. Allerdings bedeute dies eine Reorganisation auf der Angebotsseite, zudem fehlten dafür noch funktionierende Geschäftsmodelle.­­­­­ Dr. Ulrik Schlenz nahm für die Wankendorfer Baugenossenschaft viele Anregungen aus dem Vortrag und der Podiumsdiskussion mit und betonte, dass ein noch stärkerer Dialog der beteiligten Akteure notwendig sei, um altersgerechte Wohnquartiere zu entwickeln.

 

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